Archiv für den Monat Februar 2014

BBC erklärt, was ein Sting Jet ist

Während in Österreich vielen Einwohnern nicht einmal bekannt ist, dass Nordföhn auch in Nordtirol und Südföhn auch in Unterkärnten vorkommt, geht der BBC auf der fachlichen Ebene noch eine Stufe weiter und erklärt ein Wetterphänomen, das selbst in der Community (der Meteorologen) erst seit etwa 10 Jahren bekannt ist, den Sting Jet.

Der Meteorologe John Hammond erklärt zunächst, wie Winterstürme generell entstehen, an einer Trennzone zwischen warmen Luftmassen im Süden und kalten Luftmassen im Norden (auch Frontalzone genannt), die mit der „Jetstream-Zone“ verbunden ist (zu deutsch: Strahlstrom). ein schmaler Bereich mit hohen Windgeschwindigkeiten in der oberen Tropisphäre.

Wenn der Jetstream nach Süden rutscht und warme Luft von Süden her mitsaugt, entstehen intensive Tiefdruckgebiete und Orkane.  Dies betrifft gewöhnlich nur die nordwestlichen Regionen der Britischen Inseln. Seltener sind Zugbahnen über die südlichen Landesteile, wenn der Jetstream noch weiter nach Süden vorankommt.

Meist sind die Küstengebiete von den stärksten Böen betroffen, aber gelegentlich treten diese auch weiter landeinwärts auf, z.B.

  • The Great Storm, 1987
  • Burns Day Storm, 1990
  • October Storm 2013 (CHRISTIAN)

Der Schlüsselfaktor aller dieser im Binnenland zerstörerischer Stürme ist der sogenannte Sting Jet (Min 1:38).  Im Zentrum des Tiefs befindet sich der „Cloud head„, der Wolkenkopf des Tiefdruckgebiets, und sobald diese Wolkenluft auf die Rückseite der Kaltfront gerät, sinkt sie rapide abwärts, verdunstet, kühlt ab und beschleunigt zum Erdboden hin.

Ergänzung von mir:

stingjetsketch

Die Skizze zeigt ein Frontensystem mit Warm- und Kaltfront, und dem Sting Jet hinter der Kaltfront. L markiert das Tiefdruckzentrum, die Pfeile Warm- und Kaltluftzufuhr.

xynthia

Das infrarote Satellitenbild von sat24.com zeigt Orkan XYNTHIA am 28. Februar 2010 mit Zentrum über Benelux. Eingekreist ist der Sting Jet-Bereich, wo unter flacher, harmloser Schichtbewölkung (Stratocumulus) stellenweise Orkanböen auftraten, etwa im deutschen Saarland. Der oben beschriebene Verdunstungsprozess ist durch die unterschiedlichen Obergrenzen der Wolken belegt. Sie sind im Breich des Wolkenkopfs bzw. Warmfrontbands wesentlich höher (heller) als im eingekreisten Bereich (grauer). Durch die Verdunstung der Wolken sinkt die Obergrenze ab.

Dies erklärt schadensbringende Windböen über 120 km/h im Binnenland und auch die enorm hohen Spitzenböen während Orkan CHRISTIAN am 28. Oktober 2013, als etwa an der deutschen Nordseeküste Böen zwischen 150 und 190 km/h gemeldet wurden, was selbst für die Küsten- und Inselbewohner ungewöhnlich hohe Windspitzen sind.