Archiv für den Monat Juli 2016

Der Wiener Lurcheffekt

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Blitzverteilung am 31. Juli 2016, 20.57 MESZ, Quelle: lightningmap.org

Manche Begriffe halten sich länger, auch wenn sie die wenigsten kennen. Zu Beginn meiner Studienzeit erfand ich den Begriff „Weizenglaseffekt„. Was muss man darunter verstehen? Wenn man ein Weizenglas sehr flach hält und dabei Weißbier einschenkt, bildet sich sehr wenig Schaum, analog zu einer nur bodennah hereinströmenden Kaltluft, die mächtige Quellwolken oft unterdrückt bzw. eben flach hält. Dies taufte ich den negativen Weizenglaseffekt. Denn die Bierschaumhaube (alias die Gewitterwolke) liegen nicht vor. Im anderen Fall hält man das Weizenglas steiler und es gibt beim Einschenken mehr Schaum, analog zu einer hochreichend einströmenden Kaltluft mit mächtigen Quell- und Gewitterwolken. In diesem Fall ist ein positiver Weizenglaseffekt vorhanden. In manchen Fällen kann aber auch eine flach einsuppende Kaltluft zwar bodennah stablisieren, aber in der Höhe noch genügend Restlabilität lassen, um weitere Gewitter zu ermöglichen (vgl. den letzten Blogeintrag). Und selbst eine markante Kaltfront ist kein Garant für Gewitter, wenn etwa die ausgedehnten Ambosswolken für Abschattung sorgen und in der Umgebung weitere Gewitterbildung unterdrücken. Dann frischt mitunter der Wind frontbedingt auf und es regnet noch ein wenig, aber blitzt und donnert nicht mehr dazu.

So wie es den Weizenglaseffekt nicht immer lehrbuchhaft gibt, zeigt sich in Wien doch oft der Lurcheffekt. Weiterlesen