Archiv für den Monat Mai 2022

Unwetterlage am 20.05.22: Was ist Klimaerwärmung, was ist Wetter?

Die Prognosen sind eingetroffen, es gab an beiden Tagen schwere Unwetter in weiten Teilen von Mitteleuropa. Über den Donnerstag, 19.05.22, hatte ich bereits kurz berichtet und einen Ausblick für den Freitag gegeben. Ein starkes Bodentief in einer hochsommerlichen Luftmasse: Tornados waren vorprogrammiert. Laut Europäischer Unwetterdatenbank (ESWD.eu) wurden mindestens fünf Tornados registriert, wobei vier Tornadofälle in einer Zugbahn lagen, es könnte also auch ein einzelner, langlebiger Tornado gewesen sein. Seine stärkste Intensität erreichte er beim Durchqueren der Stadt Paderborn. Dabei gab es mindestens 43 Verletzte, 13 davon schwer (Stand 22.05.22). Die Unwetterlage selbst ist eingetroffen wie vorhergesagt, aber in den Details gab es große Abweichungen von den Lokalmodellen: Ursprünglich hätte die Squall line über Norddeutschland ostwärts ziehen sollen, tatsächlich ist nördlich von Berlin keine Blitzaktivität mehr registriert worden. Stattdessen lag der Ursprung der Böenlinie über Süddeutschland gegen 17.30 MESZ. Von dort breiteten sich die Gewitter explosionsartig nach Osten über Bayern, Sachsen, Tschechien und knapp dem Norden von Österreich aus. In Pilsen wurde 126 km/h gemessen, in Prag 115 km/h. Insgesamt haben nur wenige deutsche Stationen Böen über 100 km/h registriert. Selbst über 75 km/h sind nicht flächendeckend aufgetreten. Die Bezeichnung „Sturmtief“ für das Bodentief ist also übertrieben, da der Hintergrundwind weit schwächer war als lokale Böen in Verbindung mit Superzellen und mehreren Gewitterlinien.

In dieser Fallstudie möchte ich insbesondere darauf eingehen, warum es in welchen Regionen besonders zu Unwettererscheinungen gekommen ist, und warum die große Gewitterlinie im Norden ausblieb. Ich möchte aber auch die Frage beleuchten, ob die starken Tornados ein Zeichen für die fortschreitende Klimaerwärmung sind. Wie immer gibt es keine klaren Ja oder Nein-Aussagen.

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