Archiv für den Monat August 2023

„Wärmegewitter“: Eine Entzauberung

Gewitter am 22. August 2012 nahe Wien

Ich hab das sicherlich schon an einer anderen Stelle thematisiert, aber es gibt selten so gute Beispiele wie heute, um aufzuzeigen was ich meinte. Es geht um den vor allem im Funk- und Fernsehen so beliebten Begriff des „Wärmegewitters“ bzw. „Hitzegewitters“. Dieser soll signalisieren, dass die Gewitter sich an einem heißen Sommertag scheinbar zufällig irgendwo materialisieren und entsprechend unberechenbar sind. Sie führen zu den „vom Gewitter überraschten“ Bergsteigern, aber auch bisweilen überraschten Vorhersagern, die sich nicht erklären können, warum es heute am Ort A gewittert hat und nicht in B. Man bezeichnet sie auch gerne als „Luftmassengewitter“, um zu signalisieren, dass sie in einer homogenen Luftmasse entstehen, wohingegen Frontgewitter an eine Luftmassengrenze gebunden sind. Von der US-amerikanischen Gewitter- und Tornadokoryphäe Chuck Doswell habe ich schon vor bald 20 Jahren gelernt, dass diese Gewitter-Einteilung künstlich ist, weil es immer einen äußeren Antrieb für Gewitter gibt. Sie entstehen niemals zufällig. Es gibt immer eine Art Gradient oder Front oder Trog als Antrieb. Wenn man sich Gewitter nicht erklären kann, hat man nicht genau genug nach den Ursachen gesucht.

„An old idea is that thunderstorms are either of the „frontal“ sort, or the „air mass“ sort. This terminology seeks to distinguish between thunderstorms along fronts (zones of strong thermal gradients) from other sorts of thunderstorms. The idea is that fronts provide a lifting mechanism to develop convection, whereas other thunderstorms develop within broad areas of more or less homogeneous characteristics (air masses). It also is often taken to imply that the thunderstorms develop more or less randomly in the „air mass,“ as opposed to the organization provided by the front. I believe that many thunderstorms develop outside of surface frontal zones (i.e., synoptic-scale fronts). Moreover, the development of thunderstorms is never random … they develop in particular places at particular times for reasons that we may not be able to observe and/or understand, but it is absurd to think that thunderstorms develop, in effect, for no reason!“

Chuck Doswell, Pet Peeves (2002), (Seite leider nicht mehr aufrufbar, Zitat aber rechtzeitig gespeichert)

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