Alle Jahre wieder die gleiche Debatte. Tornados hat es schon immer in Österreich gegeben. Jährlich treten rund 10 Tornados auf, der stärkste wurde 1916 in Wiener Neustadt registriert, ein F4-Tornado, der über 30 Tote und hunderte Verletzte gefordert hat. Mehr Infos bei Skywarn Austria.
Tornados werden in zwei Arten kategorisiert – Typ I in Verbindung mit langlebigen rotierenden Schwergewittern (Superzellen) und Typ II entlang einer Bodenkonvergenz (zusammenströmende Winde) in Verbindung mit Regenschauern oder Gewittern, unabhängig von deren Intensität.
Tornado in Oberfladnitz, Bezirk Horn, 29.04.23
Der Tornado in Oberfladnitz, gegen 14 Uhr Lokalzeit, war ein F1- Tornado, der ein paar Gebäude abdeckte.
Ob Typ I oder Typ II, es gibt für beide Kategorien Argumente. Die Scherung würde auch eine kurzlebige Mesozyklone erlauben, die Konvergenz alleine würde für Streckung der Vorticity ausreichen. Nachdem mehrere Zellen im Umfeld danach sowie über Tschechien deutlich ausgeschert sind, spricht es für mich eher für einen Typ-I-Tornado. Allerdings kann die Interaktion mit dem Windfeld aus den anderen Zellen auch einen Typ II Tornado erklären.
Tornado in Ziersdorf, Bezirk Hollabrunn, 06. Mai 2023
Bei der Wetterlage am vergangenen Samstag trat gegen 14.45 Uhr ein stärkerer Tornado auf, ebenfalls ein F1-Tornado, der drei Häuser beschädigte.
Entgegen meiner Erstvermutung ist auch der Tornado bei Ziersdorf wahrscheinlich als Typ-I-Tornado und damit in Verbindung mit einer (kurzlebigen) Superzelle einzustufen. Dafür sprechen zumindest die vertikale Windscherung und das bodennahe Rückdrehen des Windes.
Dagegen spricht die schwache Low-Level-Scherung in den untersten 3km.
Fazit: Tornados waren beide, von der Genese her jeweils ein Grenzfall, ob Superzellen beteiligt waren oder nicht.
Mit der Klimakrise hat das wie gesagt nichts zu tun. Bei Tornados müssen alle Zutaten passen: Bodennah das ideale Windprofil, dazu genügend vertikale Windscherung und bodennah starker Auftrieb. Im Frühjahr passen die Bedingungen häufig am Besten – die Sonne steht schon so hoch am Himmel, dass sich der Boden kräftig aufheizen kann, gleichzeitig ist die Höhenströmung noch so stark, dass es für Superzellengewitter reicht (Typ-I-Tornados).
Aber auch für die meist schwächeren Typ-II-Tornados sind die Bedingungen im Mai und Juni öfter günstig: Bei schwacher vertikaler Windscherung reicht schon eine Bodenkonvergenz aus und entlang derer kräftiger Auftrieb durch die Sonneneinstrahlung.
Klimakrise und Gewitter kann nämlich auch heißen: Anhaltender Hochdruckeinfluss und ausbleibende Gewitter! Größere Quellwolken sind nämlich Voraussetzung für Tornadobildung generell. Da kann die Scherung dann noch so stark sein, aber wenn die Luftmasse stabil geschichtet ist, passiert nichts.
Das Auftreten von Tornados, selbst der starke Tornado in Tschechien im Juni 2021, ist also kein Beleg für die Folgen der schnell fortschreitenden Erderhitzung. Da kann man andere Auswirkungen heranziehen, etwa die Hagelgröße, Starkregen mit Überschwemmungen, aber auch zunehmende Dürren in Süd- und Mitteleuropa durch den sich nach Norden verschiebenden Subtropengürtel wie die letzten Jahre.