Archiv für den Monat Februar 2024

Erderhitzung: Beschleunigter Zusammenbruch

Globale 2m-Durchschnittstemperatur-Anomalie von 1940 bis 2024 versus vorindustrieller Zeit, hervorgehoben sind 2023 und 2024 (Quelle: Eliot Jacobsen, ERA5) – seit letztem Jahr sind die positiven Abweichungen extrem. Wir liegen bereits deutlich über dem vereinbarten Ziel von +1,5°C nach dem Pariser Klimaabkommen.

“Birds scream at the top of their lungs in horrified hellish rage every morning at daybreak to warn us all of the truth, but sadly we don’t speak bird.” (Kurt Cobain)

Die Zukunft war auch schon mal besser. Die atlantische Umwälzzirkulation AMOC ist auf einem Kurs des Zusammenbrechens (Van Westen et al. 2024). Innerhalb weniger Jahrzehnte könnte es damit auf der Nordhalbkugel empfindlich kälter und trockener werden, wenn der warme Golfstrom versiegt, der Europa mit dem feuchtmilden Westwindklima versorgt. Mit dem Ende der AMOC würde die Eisausdehnung der Arktis bis zum Ärmelkanal und Nordsee reichen. Die Winter würden eisig und trocken werden, die Sommer weiterhin heiß.

In den letzten Jahren haben wir bereits vermehrt längere Hochdruckphasen mit Hitze und Dürre in Europa erlebt. Der Subtropengürtel verschiebt sich sukzessive nach Südeuropa. Im Übergangsbereich zwischen überdurchschnittlich hohem Luftdruck in allen Höhen und sehr kalter Luft über Nordeuropa/Nordmeer war der Jetstream in den vergangenen Monaten kräftig und führte teilweise zu rekordhohen Windspitzen. Nun heißt es, eine Limitation der VanWesten-Studie sei, dass die globale Erwärmung im Modell nicht berücksichtigt wurde. Es ist aber kein Widerspruch, dass Europa deutlich kälter würde. Im abgeschlossenen System Erde würde sich der Hauptteil der Erwärmung dann auf die Südhalbkugel konzentrieren.

Bereits jetzt sehen wir rekordheiße (!) Winter in Südamerika. Aber egal in welche Richtung – die globale Erwärmung hat verheerende Folgen: Teile des Amazon-Regenwalds könnten bis 2050 kippen (Flores et al. 2024). Die Landwirtschaft könnte sich so schnell nicht an die neuen Bedingungen anpassen. Global würde die Hälfte der Weizenanbauflächen verloren gehen.

In den USA „glauben“ rund 15% der Bevölkerung nicht an den Klimawandel. Am höchsten ist die Verleugnung in der Mitte und im Süden. Den stärksten Zusammenhang gibt es mit politischer Überzeugung, gefolgt vom Bildungsgrad, Impfraten bei SARS-CoV2, Kohlendioxidausstoß in der regionalen Wirtschaft und Einkommen. Kälteperioden und Klimakonferenzen werden gezielt genutzt, um Desinformation zu verbreiten – am stärksten von Donald Trump, gefolgt von konservativen Medien und rechtsextremen Aktivisten (Gounaridis and Newell 2024). Einige Erkenntnisse dieser Untersuchung lassen sich wohl auf Europa übertragen.

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