Archiv für den Monat August 2022

Was sind die Lehren aus den Unwettern vom 18. August 2022?

Satellitenbild vom sichtbaren Kanal, 12 Uhr MESZ – voll entwickelte Gewitterlinie über Norditalien, vorlaufend der zweite Multizellencluster über Osttirol und Pinzgau, der sich südföhnbedingt beim Übertritt auf die Alpennordseite auflöste, Quelle: Kachelmannwetter, EUMETSAT

Ein paar Tage sind vergangen – In Vorarlberg fielen Rekordmengen vom Himmel, während sich in Ostösterreich die Wettermodelle von einheitlich Starkregen über moderate Mengen zu normalen Landregen abschwächten. Höhentiefs sind immer schwierig zu prognostizieren. Während die extremen Regenmengen über 200mm im nördlichen Bregenzerwald mit dem Lake-Effekt erklärbar sind, ist die Kehrtwende für den angekündigten Starkniederschlag schwieriger zu erklären. Ich schrieb schon am Samstagmittag auf Twitter:

Auch heute zieht alles an Wien vorbei. Wetter-Apps haben so ihre Grenzen. Höchstes Niederschlagspotential jetzt in der kommenden Nacht bis Montag. Aber auch eine Hui oder Pfui-Lage. Liegen wir genau in der Okklusion, können enorme Mengen fallen, oder sie liegt 100km östlich.

Letzteres ist eingetroffen: Die Okklusion lag deutlich östlicher bzw. nördlicher und der Starkregen ist völlig ausgeblieben. Die in Wien gefallenen Mengen lagem am Unterrand des Vorhergesagten (20-150mm). Die Wetter-Apps stimmen natürlich nicht. Apps basieren auf Modellen – und Modelle sind nur so gut wie die Annahmen, auf denen sie beruhen (so wie Immunisierungsprognosen in der Pandemie). Ich hab das vor Jahren einmal nach Arno Holz abgewandelt:

Modell = Realität – x,

x ist je nach Wetterlage mal größer, mal kleiner. Die Gewitterlinie vom 18. August 2022 wurde in Italien sehr gut erfasst, da war das x klein, in Österreich waren alle Modelle schlecht, da wurde x sehr groß.

In den Tagen nach der Unwetterkatastrophe bietet sich die Gelegenheit, ein bisschen darüber aufzuklären, wie Wettervorhersage eigentlich funktioniert und was sie leisten kann.

Ich will das auch hier nochmal betonen: Meine Analysen sind nicht dazu gedacht, Schuldige zu suchen, sondern beim nächsten Mal besser vorbereitet zu sein. Hinterher ist Kritik üben immer leicht. Daher soll das nicht wie Belehrung klingen, sondern – was kann ich mitnehmen, worauf kann man beim nächsten Mal besser achten? Man lernt eben immer dazu im Leben. Ausgelernt gibts nicht.

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